Fast ganz das Original:
Nachbau des Schreibtischs von Loki Schmidt
Mit oder ohne Brandlöcher – das war die Frage. Tischlermeister Matthias Neide entschied sich für ohne. Ansonsten aber sieht der Schreibtisch aus wie das Original. Das wiederum stand bislang im Schmidt-Haus am Neubergerweg und war der Schreibtisch der Hausherrin Loki Schmidt. Jetzt kommt das Original in den Botanischen Garten, als Ausstellungsstück ins dortige Loki-Schmidt-Haus. Die Replik ist bereits am Neubergerweg eingezogen. Im Büro des Hauses arbeitet Barbara Duden, Referentin der Helmut-und-Loki-Schmidt-Stiftung, an dem guten Stück.
„Einen solchen Auftrag hatte ich noch nie“, erzählt Neide. Manchmal wollen Kunden einen Einbauschrank nachgebaut haben oder einen Teil der Vertäfelung, wenn es einen Wasserschaden gegeben hat. Einen Schreibtisch zu kopieren – noch dazu den einer solch berühmten Persönlichkeit – war daher etwas Besonderes für ihn und seinen Alt-Gesellen Eugen Rotärmel.
57 Stunden hat Rotärmel gebraucht, um das Modell aus den 1960er Jahren nachzubauen. Die Maße hat er 1:1 übernommen: 1,40 Meter lang, 78 Zentimeter hoch, 70 Zentimeter tief. Wie das Original ist er aus Mahagoni-Holz gefertigt, in grau-weißer Farbe übergestrichen und lasiert. Sollte sich der Schreibtisch Kratzspuren einfangen, wird darunter – genau wie bei seinem Ebenbild – dunkles Holz zum Vorschein kommen.
An einer Stelle weicht das neue Möbelstück vom Original jedoch ab: „Die Schubladen haben eine zeitgemäße Führung bekommen“, sagt Neide. „Da klemmt jetzt nichts mehr.“ An der sonstigen Qualität des Schreibtischs von Loki Schmidt hat der Fachmann aber nichts auszusetzen. Ein typischer Schreibtisch seiner Zeit, robust, funktional, schlicht, vielleicht etwas edler als der Durchschnitt. Neide schätzt, dass das Original aus einer Kleinserie eines Möbelwerks stammt. Neupreis um die 800 Mark.
Für ihn und seinen Gesellen Rotärmel waren die Schmidts auch vorher schon immer präsent. Die Tischlerei Grevesmühl, die Neide seit mehr als 20 Jahren führt, liegt am Oehlleckerring, nur wenige hundert Meter vom Schmidt-Haus am Neubergerweg entfernt. Neide und Rotärmel sind zudem in und um Langenhorn groß geworden. Da kommt man an der prominenten Nachbarschaft nicht vorbei. Und so hat auch er seine Schmidt-Geschichten zu erzählen.
Zum Beispiel die von dem Foto, das seinen Vater zeigt und Helmut Schmidt bei der Eröffnung des Elbtunnels, beide mit einem Teller Erbsensuppe in der Hand. Oder die von seiner eigenen Abi-Feier, bei der die Polizei kam, weil sich „eine bekannte Hamburger Persönlichkeit“ über den Lärm beschwert hatte. Das Grinsen der Polizisten auf die Nachfrage, ob es sich dabei um einen Politiker namens Schmidt handeln könnte, war Antwort genug.
Jetzt jedenfalls kam Neide über seinen Beruf noch einmal in Kontakt mit der Geschichte der Schmidts. Und vielleicht wird es auch nicht der letzte Loki-Schmidt-Schreibtisch sein, der seine Tischlerei herstellt. Alle Maße und Pläne sind vorhanden. Und der Stil der 1960er Jahren ist ja durchaus auch wieder angesagt.
Fotos: hermannjansen.de / Helmut und Loki Schmidt-Stifung